Die Psychologie des menschlichen Bewusstseins

Klappentext:

In einer mitreißenden und lebendigen tour de force widmet sich der Bewusstseinsforscher, Neuro-Psychologe und Systemtheoretiker Allan Combs in seinem neuen Buch eines der faszinierendsten Themen unserer Zeit: Was ist unser Bewusstsein? Wo liegen die Grenzen unseres Begreifens? Vor welchen geistigen Erfordernissen stehen wir, um erfolgreich mit unser stetig komplexer werdenen Welt umzugehen? Vor diesem Hintergrund betrachtet befürwortet er ein integrales Verständnis der facettenreichen Natur unseres Bewusstseins.

„Der Ansatz bezüglich des Bewusstseins, den ich in diesem Buch verfolge, zeichnet sich darin aus, auf den Stil der großen Forscher des Fin de siècle wie etwa William James und Mark Baldwin in dem Versuch zurückzugreifen, das Mysterium, die Begeisterung und die Fülle des Studiums des Bewusstseins wiederzubeleben und zwar, ohne die vielen nützlichen Entdeckungen zu übersehen, die seitdem gemacht wurden.“ (Allan Combs)

 

 

Aus dem Buch:

Vorwort

Das ‚Problem‘ des Bewusstseins – und das dazugehörende ‚Problem‘ der Natur der Realität, d.h. wessen wir uns bewusst sind und was uns bewusst macht – kennzeichnet die Grenze menschlicher Forschung, eine Grenze, die wir wohl niemals vollständig bezwingen mögen. Der Empirismus, also jene Methode, die in den letzten Jahren am meisten im Westen verwendet wurde, wird sich wahrscheinlich als inadäquat herausstellen, um dieses Mysterium zu durchdringen. Jahrhunderte idealistischer Philosophie und kontemplativer Praxis haben zwar interessante Resultate erzeugt, sind aber durch ihre eigenen besonderen Paradigmen begrenzt. Tatsächlich ist es sehr schwierig herauszufinden, wie man das Problem überhaupt definieren soll, um dadurch festzulegen, wie eine befriedigende ‚Lösung‘ aussehen würde.
Versuche, das Bewusstsein mit einem wissenschaftlichen Paradigma zu verstehen, beschäftigen sich mit Vorhersagbarkeiten und der Fähigkeit, zu konstruieren, insbesondere auch zu verbessern. Lösungen aus dieser Perspektive können Kausalbeziehungen erklären und die Möglichkeit bieten, diese zu kontrollieren und zu formen. Versuche, das Bewusstsein von einem philosophischen oder kontemplativen Paradigma aus zu verstehen beziehen sich andererseits auf den Sinn des Lebens und rechtes Leben. Aus dieser Perspektive drehen sich die Lösungen mehr um Verstehen und Anpassung.
Auf die eine oder die andere Art und Weise schließt der Drang zu Verstehen immer mit ein, die Lebensqualität im Großen und Ganzen zu heben. Doch was die Lösung des Problems des Bewusstseins so unwiderstehlich macht, ist an sich ein ganz persönlicher Aspekt: Es verleiht jedem Einzelnen von uns Bedeutung. Es würde jene nagenden Existenzfragen beantworten: wer wir sind, wie die Welt funktioniert und was ‚real‘ ist. Es würde uns daher auch beantworten, wie wir leben sollen und was für eine Bedeutung unser Leben hat. Wir sind gezwungen, uns diese Dinge zu fragen, gerade weil wir bewusst sind und dies – von einer Entwicklungsperspektive betrachtet – in dem Ausmaß, in dem wir bewusst sind.
Die Subjektivität und Zentralität, die der Frage noch dem Sinn des Lebens innewohnt, ist der Grund, warum wir danach streben, das Bewusstseins zu verstehen. Das Großartige am Bewusstsein ist gleichermaßen seine (angenommene) Allgemeingültigkeit und seine kostbare Subjektivität. Bewusstsein dreht sich ganz fundamental darum, was da draußen ist wie auch darum, was hier drinnen ist. Und was hier drinnen ist, ist, soweit wir wissen, in ganz einzigartiger Weise unseres: die private, idiosynkratische, historische Welt unserer eigenen endlos faszinierenden Subjektivität. Während wir uns entfalten und sich die Welt vor uns entfaltet, erfahren wir uns selbst als bewusst. Doch bis zu welchem Ausmaß ist irgendetwas davon real, illusorisch oder auch von anderen Wesenheiten, die wir wahrnehmen, erfahrbar? Sind wir allein in unserer eigenen solipsistischen Welt oder ist die Erfahrung des Bewusstseins etwas, das wir teilen mit denen, von denen wir annehmen, dass sie empfindungsfähige Lebensformen sind? Wie ist es mit allem anderen, unbelebte Objekte und die kleinsten Partikel der Materie mit eingeschlossen? Und mit dem eigentlichen Gefüge des Kosmos, dem Absoluten?
Zeit, Raum, Perspektiven, Materie, Kraft: All diese Größen sind Teil des Problems des Bewusstseins. Kein Wunder, dass die Menschheit so wenig Fortschritt darin gemacht hat, eine Lösung zu finden, obwohl sie schon ein wenig weiter darin gekommen ist, einige Teile des Problems zu erkennen.
Die Psychologie des menschlichen Bewusstseins ist ein einzigartiger Beitrag. Er spiegelt tausende von Jahren des menschlichen Kampfes wider, das Bewusstsein aus einer Reihe von Perspektiven zu verstehen. Es ist eine up-to-date Übersicht in mundgerechten Kapiteln. Allan Combs ist es gelungen, große Mengen an Gedankengut und Forschung zusammenzufassen, ohne es zu verwässern. Er hat selbst die schwierigsten Argumente und Fragen verständlich gemacht, und er hat Gelehrsamkeit und strenge Forschung in eine Sprache übertragen, die ebenso das Herz wie auch den Kopf anspricht. Dieses Buch befriedigt in seinem Umfang und fasziniert doch in Bezug auf alles, was noch rätselhaft bleibt. Es fördert das Verlangen, die Klarheit, die Ehrfurcht und die unerhörte Kühnheit unseres Strebens, das Bewusstsein zu verstehen. Es erinnert uns daran, wie viel sich in der Welt, in der sehr viel auf das Triviale, das Logistische und das Handhabbare reduziert wird, immer noch unserem vollen Verständnis entzieht. Wir leben und bewegen uns immer noch in dem Großen Mysterium.

Dr. Jenny Wade
Autorin von Changes of Mind und Transcendent Sex

 

Einleitung

Dieses Buch handelt von Bewusstsein.
Ich bin praktisch schon mein ganzes Leben am Bewusstsein interessiert, da es für mich die Essenz dessen ist, was ich bin, was du bist, und was es bedeutet, Mensch und lebendig zu sein. Bewusst und wach; was es bedeutet, ich zu sein, genau jetzt, genau hier. Gegenwärtig. Für mich ist es das Herz, die Seele und die Substanz von allem, was geistig und spirituell ist, der Schlüssel zum größten Mysterium überhaupt, und die klarste und auch einfachste Tatsache der Welt.
Lass es mich so ausdrücken: Bewusstsein ist der Hintergrund, oder einfach der Grund aller Erfahrung. Was für eine Erfahrung man auch immer hat, ob es nun eine hoch mystische Verzückung ist, eine abgrundtiefe Depression, eine explosive sexuelle Ekstase oder das Erblicken eines hell blinkenden Sterns am dunklen Nachthimmel, das Geräusch des Donners, der Geschmack von Honig oder der Geruch von Sandelholz, all dies entfaltet sich in einem an sich dimensionslosen Feld der vollkommenen Leere, einem scheinbar unendlichen Urgrund, der hinter aller Erfahrung hervorlauert und sie durchdringt. Es ist Bewusstsein.
Die Bewusstseinsforschung hatte es größtenteils ziemlich schwer während des 20. Jahrhunderts, zumindest in der Philosophie und Psychologie. Dies war noch hundert Jahre zuvor jedoch nicht der Fall. Die großen Bewusstseinsforscher des Fin de siècle wie etwa Franz Brentano in Deutschland, William James und James Mark Baldwin in den Vereinigten Staaten und F.W.H. Meyers in England betrachteten das Bewusstsein als einen dynamischen Strom von Erfahrungen mit gleichermaßen bewussten und unbewussten Aspekten, als etwas, das sehr wahrscheinlich in der einen oder anderen Form nach dem Tod fortdauert. Sie studierten und ehrten die breite Palette menschlicher Erfahrungen, von den Krankheitslehren bis hin zum profunden Mystizismus. Ihre Studenten und jüngeren Kollegen schlossen Leute wie Sigmund Freud, C.G. Jung, Edmund Husserl und Jean Piaget mit ein.
Unglücklicherweise kam der unglaublich kreative Wissenschaftsstrom, der von diesen Pionieren ausging, nach dem Ersten Weltkrieg zu einem plötzlichen Ende. Dafür gab es viele Gründe, unter anderem der wachsende Einfluss des Logischen Positivismus mit seiner Betonung von expliziten und allgemeingültigen Beobachtungen als einem Merkmal gültiger Wissenschaft sowie die Unity of Science-Bewegung, welche die objektive Beobachtung materieller Ereignisse als ein globales wissenschaftliches Ziel forderte. Und es schien, dass der Krieg selbst eine strenge Haltung in allen Bereichen der Wissenschaft erzeugt hatte, die eine sachlich-praktische Herangehensweise an die Forschung betonte und die Erforschung von scheinbar so flüchtigen Dingen wie dem Bewusstsein entmutigte. In der Psychologie wie auch in der Philosophie wurde der Behaviorismus die vorherrschende Betrachtungsweise, die, in ihrer extremsten Form, sogar die Existenz des Bewusstseins verneinte.
Um 1960 verschwanden schließlich die reduktionistischsten Versionen dieser Denkart, wurden jedoch bald durch ein anderes reduktionistisches Paradigma ersetzt, nämlich das der Kognitionswissenschaft. Dieses durchdrang praktisch jedes Forschungsfeld von der Psychologie und Philosophie bis hin zur Linguistik und Biologie. Die hauptsächliche Prämisse war, dass alles auf Information basiert. Nun war Information, als etwas Quantifizierbares, als etwas, über das man Gleichungen schreiben und das man in komplexer Weise formen konnte, als erstes von Kommunikationswissenschaftlern während des Zweiten Weltkriegs erfunden worden. Information wurde bald die Basis, um Computer zu entwerfen und zu verstehen, die größtenteils noch als selbst-regulierende oder auch kybernetische Maschinen betrachtet wurden. Bald schlussfolgerten die reduktionistisch denkenden Philosophen und Wissenschaftler, dass das Gehirn eine solche kybernetische Maschine sei, also ein eineinhalb Kilogramm schwerer Computer. Und die beste Art und Weise, ihn zu verstehen (und den Geist gleichermaßen), lag darin, es als eine Art Gerät, das Informationen verarbeitet, oder eben als Computer, zu betrachten. Daher lag der kognitive Ansatz, Gehirn und Geist zu verstehen, darin, beide so zu betrachten, als wären sie Computer, auf denen Programme – oder in Begriffen der Künstlichen Intelligenz: Algorithmen – laufen.
Etwa um diese Zeit begann eine langsame Neu-Entdeckung des Bewusstseins. Beginnend in den 60ern und zunehmend in den 80ern, 90ern bis hinein ins neue Jahrtausend, erlangte das Bewusstsein wieder seinen Status als legitimes Thema in der akademischen Forschung. Das Problem aber war, dass es inzwischen anhand von kognitiven Begriffen neu-entworfen worden war, und das heißt, mittels Information und Computersprache beschrieben wurde. Das ‚computerartige Gehirn‘ wurde zu einem Kernsatz der 80er und das ‚neurale Netzwerk-Hirn‘ zu einer Phrase für die 90er, die sogar heute noch gebraucht wird. In der Zwischenzeit hatte die Analytische Philosophie, also die vorherrschende philosophische Schule der englischsprachigen Welt – eine Schule, die der logischen und reduktionistischen Analyse große Bedeutung beimisst – enormen Einfluss auf den Ansatz der Kognitionswissenschaft. Bald nutzten die Mehrheit der Philosophen, Psychologen und Gehirnforscher, die Interesse an dem Bewusstsein und dem Geist hatten, diesen analytischen Stil des Denkens.
Unglücklicherweise ist die Analytische Philosophie, zumindest aus der Perspektive des Autors, viel angemessener, um Schachprobleme zu lösen, als die Nuancen des Bewusstseins zu verstehen. Das Problem ist viel weniger, ob das Gehirn wie ein Computer arbeitet, als vielmehr, ob dies eine angemessene Weise ist, das Bewusstsein zu begreifen. Daniel Dennett ist wahrscheinlich der bekannteste und meistgelesene Vertreter dieses analytischen Ansatzes. Sein 1992 erschienener Klassiker Philosophie des menschlichen Bewusstseins besteht aus fünfhundert Seiten gewunden-symbolischer Argumentation. Die meisten Leser, einschließlich einiger anderer Philosophen, haben dieses Buch verworfen und es in Consciousness Explained Away umgetauft. Der verstorbene Nobelpreisträger Francis Crick, durch und durch selbst ein Reduktionist, bemerkte: „Dennett hat sich durch seine Gewandtheit selbst überzeugt.”
Das heißt, dass während die Philosophie, die Psychologie und sogar die Neurologie des späten 20. Jahrhunderts das Thema Bewusstsein fest im Griff hatten, so haben sie es doch in das Prokrustesbett ihrer eigenen gegenwärtig modischen Paradigmen gestoßen. Die großen Forscher vor etwa einhundert Jahren hatten das Bewusstsein in einer vollkommenen anderen Weise untersucht, und zwar in einer Kombination von geistig offener Forschung und Neugier, die wir seitdem selten gesehen haben.
Der Ansatz bezüglich des Bewusstseins, den ich in diesem Buch verfolge, zeichnet sich darin aus, auf den Stil der großen Forscher des Fin de siècle wie etwa William James und Mark Baldwin in dem Versuch zurückzugreifen, das Mysterium, die Begeisterung und die Fülle des Studiums des Bewusstseins wiederzubeleben und zwar, ohne die vielen nützlichen Entdeckungen zu übersehen, die seitdem gemacht wurden.
Ich hoffe, dass dieses Buch für einige auch als Einführung in das Denken von Ken Wilber in Bezug auf die vielen Aspekte des Bewusstseins dienen kann. Er und ich teilen seit vielen Jahren die Leidenschaft, die Essenz des Bewusstseins verstehen zu wollen. Obwohl wir für einen Großteil der Zeit unabhängig voneinander arbeiteten, teilen wir doch viele Ansichten. Für mich war es eine große Hilfe, in dem viel größeren und umfassenderen konzeptuellen Rahmenwerk, das Wilber erschaffen hat, mein eigenes Denken zu verorten. Es hat einen großzügigen und, in meiner Sicht, enorm kreativen Kontext dafür geliefert, meine eigenen Gedanken zu formulieren.
Willkommen.

Klappentext:

In einer mitreißenden und lebendigen tour de force widmet sich der Bewusstseinsforscher, Neuro-Psychologe und Systemtheoretiker Allan Combs in seinem neuen Buch eines der faszinierendsten Themen unserer Zeit: Was ist unser Bewusstsein? Wo liegen die Grenzen unseres Begreifens? Vor welchen geistigen Erfordernissen stehen wir, um erfolgreich mit unser stetig komplexer werdenen Welt umzugehen? Vor diesem Hintergrund betrachtet befürwortet er ein integrales Verständnis der facettenreichen Natur unseres Bewusstseins.

„Der Ansatz bezüglich des Bewusstseins, den ich in diesem Buch verfolge, zeichnet sich darin aus, auf den Stil der großen Forscher des Fin de siècle wie etwa William James und Mark Baldwin in dem Versuch zurückzugreifen, das Mysterium, die Begeisterung und die Fülle des Studiums des Bewusstseins wiederzubeleben und zwar, ohne die vielen nützlichen Entdeckungen zu übersehen, die seitdem gemacht wurden.“ (Allan Combs)

 

 

Aus dem Buch:

Vorwort

Das ‚Problem‘ des Bewusstseins – und das dazugehörende ‚Problem‘ der Natur der Realität, d.h. wessen wir uns bewusst sind und was uns bewusst macht – kennzeichnet die Grenze menschlicher Forschung, eine Grenze, die wir wohl niemals vollständig bezwingen mögen. Der Empirismus, also jene Methode, die in den letzten Jahren am meisten im Westen verwendet wurde, wird sich wahrscheinlich als inadäquat herausstellen, um dieses Mysterium zu durchdringen. Jahrhunderte idealistischer Philosophie und kontemplativer Praxis haben zwar interessante Resultate erzeugt, sind aber durch ihre eigenen besonderen Paradigmen begrenzt. Tatsächlich ist es sehr schwierig herauszufinden, wie man das Problem überhaupt definieren soll, um dadurch festzulegen, wie eine befriedigende ‚Lösung‘ aussehen würde.
Versuche, das Bewusstsein mit einem wissenschaftlichen Paradigma zu verstehen, beschäftigen sich mit Vorhersagbarkeiten und der Fähigkeit, zu konstruieren, insbesondere auch zu verbessern. Lösungen aus dieser Perspektive können Kausalbeziehungen erklären und die Möglichkeit bieten, diese zu kontrollieren und zu formen. Versuche, das Bewusstsein von einem philosophischen oder kontemplativen Paradigma aus zu verstehen beziehen sich andererseits auf den Sinn des Lebens und rechtes Leben. Aus dieser Perspektive drehen sich die Lösungen mehr um Verstehen und Anpassung.
Auf die eine oder die andere Art und Weise schließt der Drang zu Verstehen immer mit ein, die Lebensqualität im Großen und Ganzen zu heben. Doch was die Lösung des Problems des Bewusstseins so unwiderstehlich macht, ist an sich ein ganz persönlicher Aspekt: Es verleiht jedem Einzelnen von uns Bedeutung. Es würde jene nagenden Existenzfragen beantworten: wer wir sind, wie die Welt funktioniert und was ‚real‘ ist. Es würde uns daher auch beantworten, wie wir leben sollen und was für eine Bedeutung unser Leben hat. Wir sind gezwungen, uns diese Dinge zu fragen, gerade weil wir bewusst sind und dies – von einer Entwicklungsperspektive betrachtet – in dem Ausmaß, in dem wir bewusst sind.
Die Subjektivität und Zentralität, die der Frage noch dem Sinn des Lebens innewohnt, ist der Grund, warum wir danach streben, das Bewusstseins zu verstehen. Das Großartige am Bewusstsein ist gleichermaßen seine (angenommene) Allgemeingültigkeit und seine kostbare Subjektivität. Bewusstsein dreht sich ganz fundamental darum, was da draußen ist wie auch darum, was hier drinnen ist. Und was hier drinnen ist, ist, soweit wir wissen, in ganz einzigartiger Weise unseres: die private, idiosynkratische, historische Welt unserer eigenen endlos faszinierenden Subjektivität. Während wir uns entfalten und sich die Welt vor uns entfaltet, erfahren wir uns selbst als bewusst. Doch bis zu welchem Ausmaß ist irgendetwas davon real, illusorisch oder auch von anderen Wesenheiten, die wir wahrnehmen, erfahrbar? Sind wir allein in unserer eigenen solipsistischen Welt oder ist die Erfahrung des Bewusstseins etwas, das wir teilen mit denen, von denen wir annehmen, dass sie empfindungsfähige Lebensformen sind? Wie ist es mit allem anderen, unbelebte Objekte und die kleinsten Partikel der Materie mit eingeschlossen? Und mit dem eigentlichen Gefüge des Kosmos, dem Absoluten?
Zeit, Raum, Perspektiven, Materie, Kraft: All diese Größen sind Teil des Problems des Bewusstseins. Kein Wunder, dass die Menschheit so wenig Fortschritt darin gemacht hat, eine Lösung zu finden, obwohl sie schon ein wenig weiter darin gekommen ist, einige Teile des Problems zu erkennen.
Die Psychologie des menschlichen Bewusstseins ist ein einzigartiger Beitrag. Er spiegelt tausende von Jahren des menschlichen Kampfes wider, das Bewusstsein aus einer Reihe von Perspektiven zu verstehen. Es ist eine up-to-date Übersicht in mundgerechten Kapiteln. Allan Combs ist es gelungen, große Mengen an Gedankengut und Forschung zusammenzufassen, ohne es zu verwässern. Er hat selbst die schwierigsten Argumente und Fragen verständlich gemacht, und er hat Gelehrsamkeit und strenge Forschung in eine Sprache übertragen, die ebenso das Herz wie auch den Kopf anspricht. Dieses Buch befriedigt in seinem Umfang und fasziniert doch in Bezug auf alles, was noch rätselhaft bleibt. Es fördert das Verlangen, die Klarheit, die Ehrfurcht und die unerhörte Kühnheit unseres Strebens, das Bewusstsein zu verstehen. Es erinnert uns daran, wie viel sich in der Welt, in der sehr viel auf das Triviale, das Logistische und das Handhabbare reduziert wird, immer noch unserem vollen Verständnis entzieht. Wir leben und bewegen uns immer noch in dem Großen Mysterium.

Dr. Jenny Wade
Autorin von Changes of Mind und Transcendent Sex

 

Einleitung

Dieses Buch handelt von Bewusstsein.
Ich bin praktisch schon mein ganzes Leben am Bewusstsein interessiert, da es für mich die Essenz dessen ist, was ich bin, was du bist, und was es bedeutet, Mensch und lebendig zu sein. Bewusst und wach; was es bedeutet, ich zu sein, genau jetzt, genau hier. Gegenwärtig. Für mich ist es das Herz, die Seele und die Substanz von allem, was geistig und spirituell ist, der Schlüssel zum größten Mysterium überhaupt, und die klarste und auch einfachste Tatsache der Welt.
Lass es mich so ausdrücken: Bewusstsein ist der Hintergrund, oder einfach der Grund aller Erfahrung. Was für eine Erfahrung man auch immer hat, ob es nun eine hoch mystische Verzückung ist, eine abgrundtiefe Depression, eine explosive sexuelle Ekstase oder das Erblicken eines hell blinkenden Sterns am dunklen Nachthimmel, das Geräusch des Donners, der Geschmack von Honig oder der Geruch von Sandelholz, all dies entfaltet sich in einem an sich dimensionslosen Feld der vollkommenen Leere, einem scheinbar unendlichen Urgrund, der hinter aller Erfahrung hervorlauert und sie durchdringt. Es ist Bewusstsein.
Die Bewusstseinsforschung hatte es größtenteils ziemlich schwer während des 20. Jahrhunderts, zumindest in der Philosophie und Psychologie. Dies war noch hundert Jahre zuvor jedoch nicht der Fall. Die großen Bewusstseinsforscher des Fin de siècle wie etwa Franz Brentano in Deutschland, William James und James Mark Baldwin in den Vereinigten Staaten und F.W.H. Meyers in England betrachteten das Bewusstsein als einen dynamischen Strom von Erfahrungen mit gleichermaßen bewussten und unbewussten Aspekten, als etwas, das sehr wahrscheinlich in der einen oder anderen Form nach dem Tod fortdauert. Sie studierten und ehrten die breite Palette menschlicher Erfahrungen, von den Krankheitslehren bis hin zum profunden Mystizismus. Ihre Studenten und jüngeren Kollegen schlossen Leute wie Sigmund Freud, C.G. Jung, Edmund Husserl und Jean Piaget mit ein.
Unglücklicherweise kam der unglaublich kreative Wissenschaftsstrom, der von diesen Pionieren ausging, nach dem Ersten Weltkrieg zu einem plötzlichen Ende. Dafür gab es viele Gründe, unter anderem der wachsende Einfluss des Logischen Positivismus mit seiner Betonung von expliziten und allgemeingültigen Beobachtungen als einem Merkmal gültiger Wissenschaft sowie die Unity of Science-Bewegung, welche die objektive Beobachtung materieller Ereignisse als ein globales wissenschaftliches Ziel forderte. Und es schien, dass der Krieg selbst eine strenge Haltung in allen Bereichen der Wissenschaft erzeugt hatte, die eine sachlich-praktische Herangehensweise an die Forschung betonte und die Erforschung von scheinbar so flüchtigen Dingen wie dem Bewusstsein entmutigte. In der Psychologie wie auch in der Philosophie wurde der Behaviorismus die vorherrschende Betrachtungsweise, die, in ihrer extremsten Form, sogar die Existenz des Bewusstseins verneinte.
Um 1960 verschwanden schließlich die reduktionistischsten Versionen dieser Denkart, wurden jedoch bald durch ein anderes reduktionistisches Paradigma ersetzt, nämlich das der Kognitionswissenschaft. Dieses durchdrang praktisch jedes Forschungsfeld von der Psychologie und Philosophie bis hin zur Linguistik und Biologie. Die hauptsächliche Prämisse war, dass alles auf Information basiert. Nun war Information, als etwas Quantifizierbares, als etwas, über das man Gleichungen schreiben und das man in komplexer Weise formen konnte, als erstes von Kommunikationswissenschaftlern während des Zweiten Weltkriegs erfunden worden. Information wurde bald die Basis, um Computer zu entwerfen und zu verstehen, die größtenteils noch als selbst-regulierende oder auch kybernetische Maschinen betrachtet wurden. Bald schlussfolgerten die reduktionistisch denkenden Philosophen und Wissenschaftler, dass das Gehirn eine solche kybernetische Maschine sei, also ein eineinhalb Kilogramm schwerer Computer. Und die beste Art und Weise, ihn zu verstehen (und den Geist gleichermaßen), lag darin, es als eine Art Gerät, das Informationen verarbeitet, oder eben als Computer, zu betrachten. Daher lag der kognitive Ansatz, Gehirn und Geist zu verstehen, darin, beide so zu betrachten, als wären sie Computer, auf denen Programme – oder in Begriffen der Künstlichen Intelligenz: Algorithmen – laufen.
Etwa um diese Zeit begann eine langsame Neu-Entdeckung des Bewusstseins. Beginnend in den 60ern und zunehmend in den 80ern, 90ern bis hinein ins neue Jahrtausend, erlangte das Bewusstsein wieder seinen Status als legitimes Thema in der akademischen Forschung. Das Problem aber war, dass es inzwischen anhand von kognitiven Begriffen neu-entworfen worden war, und das heißt, mittels Information und Computersprache beschrieben wurde. Das ‚computerartige Gehirn‘ wurde zu einem Kernsatz der 80er und das ‚neurale Netzwerk-Hirn‘ zu einer Phrase für die 90er, die sogar heute noch gebraucht wird. In der Zwischenzeit hatte die Analytische Philosophie, also die vorherrschende philosophische Schule der englischsprachigen Welt – eine Schule, die der logischen und reduktionistischen Analyse große Bedeutung beimisst – enormen Einfluss auf den Ansatz der Kognitionswissenschaft. Bald nutzten die Mehrheit der Philosophen, Psychologen und Gehirnforscher, die Interesse an dem Bewusstsein und dem Geist hatten, diesen analytischen Stil des Denkens.
Unglücklicherweise ist die Analytische Philosophie, zumindest aus der Perspektive des Autors, viel angemessener, um Schachprobleme zu lösen, als die Nuancen des Bewusstseins zu verstehen. Das Problem ist viel weniger, ob das Gehirn wie ein Computer arbeitet, als vielmehr, ob dies eine angemessene Weise ist, das Bewusstsein zu begreifen. Daniel Dennett ist wahrscheinlich der bekannteste und meistgelesene Vertreter dieses analytischen Ansatzes. Sein 1992 erschienener Klassiker Philosophie des menschlichen Bewusstseins besteht aus fünfhundert Seiten gewunden-symbolischer Argumentation. Die meisten Leser, einschließlich einiger anderer Philosophen, haben dieses Buch verworfen und es in Consciousness Explained Away umgetauft. Der verstorbene Nobelpreisträger Francis Crick, durch und durch selbst ein Reduktionist, bemerkte: „Dennett hat sich durch seine Gewandtheit selbst überzeugt.”
Das heißt, dass während die Philosophie, die Psychologie und sogar die Neurologie des späten 20. Jahrhunderts das Thema Bewusstsein fest im Griff hatten, so haben sie es doch in das Prokrustesbett ihrer eigenen gegenwärtig modischen Paradigmen gestoßen. Die großen Forscher vor etwa einhundert Jahren hatten das Bewusstsein in einer vollkommenen anderen Weise untersucht, und zwar in einer Kombination von geistig offener Forschung und Neugier, die wir seitdem selten gesehen haben.
Der Ansatz bezüglich des Bewusstseins, den ich in diesem Buch verfolge, zeichnet sich darin aus, auf den Stil der großen Forscher des Fin de siècle wie etwa William James und Mark Baldwin in dem Versuch zurückzugreifen, das Mysterium, die Begeisterung und die Fülle des Studiums des Bewusstseins wiederzubeleben und zwar, ohne die vielen nützlichen Entdeckungen zu übersehen, die seitdem gemacht wurden.
Ich hoffe, dass dieses Buch für einige auch als Einführung in das Denken von Ken Wilber in Bezug auf die vielen Aspekte des Bewusstseins dienen kann. Er und ich teilen seit vielen Jahren die Leidenschaft, die Essenz des Bewusstseins verstehen zu wollen. Obwohl wir für einen Großteil der Zeit unabhängig voneinander arbeiteten, teilen wir doch viele Ansichten. Für mich war es eine große Hilfe, in dem viel größeren und umfassenderen konzeptuellen Rahmenwerk, das Wilber erschaffen hat, mein eigenes Denken zu verorten. Es hat einen großzügigen und, in meiner Sicht, enorm kreativen Kontext dafür geliefert, meine eigenen Gedanken zu formulieren.
Willkommen.

Details zum Buch:
  • Format: 14,3 x 21 cm
  • 180 Seiten
  • Paperback
  • ISBN: 9783933321671
  • Unser Preis: 19,90€
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